Die um 1750 erbaute Adldorfer Nepomuk-Kapelle

Die Johannes-Nepomuk-Kapelle enthält bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende,
in Stein gemeißelte Zeugnisse aus der Geschichte Adldorfs.

Im Gegensatz zu echten Reliquien enthält der Glasschrein mit Rokokoschnitzwerk der Johannes-Nepomuk-Kapelle nur die Nachbildung des Heiligen.
An der Wand rechts die Gedenktafel für den Braumeister Binder,
darunter für den Maurer und Bürstenmacher Mayer.

Die Grabplatten bzw. Epitaphe wurden 1886 anlässlich einer Renovierung in die Kapelle versetzt.

1. Eschelbekch-Grabstein aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Umschrift in gotischen Minuskeln;
das eindrucksvollste Epitaph der Kapelle: 2,54 Meter hoch und 1,32 Meter breit!

hie.leyt.begraben.Ott.Eschelbekch.vn.wylhaln.Eschelbekch.sein.sun.Albret.sattelpog.Jorg.Eschelbekch.
barbara.haybekchin.sein.hausfrau.den got.genadig.sey.Anno.dnj.m.cccc.l  (145?, die Einerzahl ist nicht nachgetragen)

In der Mitte großes Ehewappen Eschelbeck-Haybeck mit Helmzier und
vier kleinere Ahnenwappen im Dreipass mit ausspringenden Spitzen. Halbrunde Schilde.
Der Pferdekopf mit Zügel entspricht dem haybeckschen Wappen.

2. Kalksteinepitaph der Reichsgrafen Alten-Fränking/Fugger vom Beginn des 18. Jahrhunderts

Heinrich Artlieb, Reichsgraf von und zu Alten-Fränking,
Herr auf Adldorf, Reicherstorf, Rohrbach, Eschlbach, Wannersdorf, Hirbelfing, Kirchdorf und Raffelsdorf,
+ 1714, und seine Gemahlin Maria Elisabeth Mechtildis, geb. Reichsgräfin Fugger von Kirchberg und Weißenhorn,
+ 26. November 1712, 81 Jahre alt

Über der Inschrift Ehewappen mit Helmzier

3. Kalksteingrabstein des Grafen Leopold Joseph Antoni von und zu Altenfränking, gestorben am 15. November 1720

LEOPOLD IOSEPH ANTONI GRAF
VON UND ZU ALTENFRANKHING AUF ADL
DORFF. THUMBHERR ZU REGENSPURG UND
PFAHRER ZU FRANTENHAUSEN, WELCHER

IN FESTO S. LEOPOLDI ALS IN SEINEM NA
MENSTAG ZWISCHEN 5 UND 6 ABENTS 1720
NACH ALLEN HEILIGEN SACRAMETEN IN
HEGSTER AUFERPAUNG UND GROSMUETH
SO IN GOTT SEELIGIST VERSCHIDEN
DEME GOTT GNEDIG UND PARMHER
ZIG SEIN WOLLE AMEN

Wappen der Fränking mit spitzem, züngelndem, gekröntem Drachenkopf auf einem Drachenhals,
einer Katze auf einem Kissen
und einem flugbereiten Raben

4. Kalksteingrabstein des am 24. Oktober 1728 verstorbenen Benefiziaten Gregor Reindl aus Baumgarten

Quiescit
sub hoc tumulo
Admodum Reverendus ac Doctissmus Dominus Gregorius
Reindl Beneficiatus in Paumgarten
Pietate, Sobrietate, vitae clericatis honestate,
ac integerrimo in Deiparam misericordiae
Matrem cultu, erga inpiacularibus
flammis detentas animas Praestando suffragio.
Spectabilis Sacerdos
lenta tabe physica consumptus
Fide, spe, charitate erga Deum et proximos
minime immutatus
blande obdormivit in Domino
Die 24. Octobris Anno Domini 1728
sCIo qVI resVrget In resVrreCtIone In noVIssIMo DIe
nVLLVs speraVIt In DoMIno ConfVsVs est.

Die zwei letzten Zeilen wiederholen als Summe lateinischer Zahlen jeweils das Todesjahr 1728 (Chronogramm):
C (100), I (1), V (5), I (1), V (5), I (1), V (5), C (100), I (1), I (1), V (5), I (1), I (1), M (1000), D (500), I (1);
V (5), L (50), L (50), V (5), V (5), I (1), I (1), D (500), M (1000), I (1), C (100), V (5), V (5)

Es ruht
unter diesem (Grab-)Hügel
der sehr verehrungswürdige und hochgelehrte Herr Gregorius
Reindl Benefiziat in Paumgarten
von Frömmigkeit, Enthaltsamkeit,
Ehrbarkeit des geistlichen Lebens und überaus untadelig
bei der Verehrung der Mutter der Barmherzigkeit und
Gottesgebärerin, gegenüber den in den entsühnenden
Flammen zurückgehaltenen Seelen durch Erweisung von Fürsprache.
Ein achtenswerter Priester
dahingerafft von langsamem körperlichen Verfall
in Bezug auf Glauben, Hoffnung und Liebe gegen Gott und die Nächsten
keineswegs verändert
entschlief er sanft im Herrn
am 24. Oktober AD 1728
Ich weiß, wer auferstehen wird bei der Auferstehung am jüngsten Tag
keiner (der) auf Gott gehofft hat ist enttäuscht worden.

5. Grabstein aus Kalkstein mit Rollwerkumrahmung für vier Adldorfer Schellnerschwestern um 1580

Sabina von Königsmark, Apollonia von Fränking, Margareta Reinger und Ursula von Trennbach.
In der Mitte des Steins Relief des Gekreuzigten,
zu desssen Füßen Ehewappen Königsmark-Schellner mit Helmzier.

6. Fugger-Grabstein aus Kalkstein

Anno 1715
Den 24. April hat diß:
es Zeitliche gesegnet die Hoch
geborne Freijle Freijle
Maria ELEONORA Fug
gerin Gräfin zu Kürch:
berg und Weißenhorn
Welche auf aigenes Be:
gehrn hiehero Begraben
worden

Das Wappen ist viergeteilt, Feld 1 und 4 beinhalten die je zwei Lilien der Fugger,
Feld 2 das Wappen zu Kirchberg mit einer Frau, die einen Bischofshut in den Händen hält,
Feld 3 das Weißenhorn-Wappen mit drei (weißen) Hörnern.

7. Rotmarmorstein mit dem Ehewappen Fränking-Fugger aus dem 17. Jahrhundert

Die Inschrift ist abgetreten, sie lag am Boden der Vorgängerkirche.

8. Grabstein aus rotem Marmor für das 1629 gestorbene Freifräulein von Fränking

Alda ligt begraben die wohl
geborene freilein freilein catharina
eva freifräulein von fränkinge
welche in gott seliglich entschlaffen
ist den 17 august anno
1629

Unter der Inschrift wird das Elternwappen Fränking-Preysing von einem Engel gehalten.
Das Fränking-Wappen mit Drachenhals, flugbereitem Raben und Katze;
das Preysing-Wappen mit zwei Zinnen.

9. Rotmarmorstein des Sebulon Freiherrn von und zu Fränking von 1641

Alhir ligt begraben der hoch
wolgeborn Herr Herr Sebulon Freiherr
von und zu Fränking, Herr auf Adl
dorf, Riedau, Reichstorf und Kopfs
burg, welcher gestorben ist den 3.
Juny Anno 1641 Dem Gott ge
nedig sein welle. Amen

Rollwerkumrahmung. Darunter in einer Rundbogennische Ehewappen Fränking-Dachsberg.
Das Dachsberg-Wappen mit zwei aufrecht stehenden Dachsen.
In den Zwickeln Fruchtgehänge.

Rechts der Tumba zwei Grabsteine:

Grabstein für
die
irdischen Reste des Herrn
Joh. Nep. Binder
gewesenen Graf v. Arcoschen Bräu
meister dahier. Er starb den 17. August 1837
Nachmittags 3 Uhr im 56. Lebensjahre.
Dann dessen Schwester
Theresia Binder
gestorben den 6. Janner 1823 Morgens
halb 3 Uhr im 34 Jahre ihres Lebens
Der Herr segne ihre Asche

Darunter Grabstein des Herrn Mayer:

HIER RUHET DIE ASCH
DES
ehrengeachteten Herrn
Joseph Mayer
gewester burgerlicher Maurer
und Bürstenmacher
dahier ...


Ein Anfang des 20. Jahrhunderts beschriebenes Holzepitaph des Johann Bapt. Frhr. von und zu Fränking auf Adldorf etc. und dessen Gemahlin Anna Rosina, geb. Freiin von Closen, + 1681 mit Ehewappen, befindet sich nicht mehr in der Nepomuk-Kapelle.

In der Johannes-Nepomuk-Kapelle mit Kreuzgewölbe wurde früher alljährlich ein sehenswertes Heiliges Grab aufgebaut.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 3.4.1926)

In der Nepomuk-Kapelle befand sich früher das Ossarium, hier wurden die restlichen Knochen bei Neubestattungen aufgeschichtet. Im Rahmen der Neueinrichtung der Kapelle wurden diese Relikte in der Nähe der Sakristei nahe der Außenmauer vergraben, sie wurden beim Bau der Wasserleitung in die Sakristei wiederentdeckt.

Bei der letzten Kirchenrenovierung wurden nach Entfernung des Bodenbelages Skelettreste gefunden, die vermutlich den oben bescbriebenen Grabsteinen der Nepomuk-Kapelle zuzuordnen sind. Sie wurden an Ort und Stelle belassen und nicht weiter untersucht.

Die Adldorfer Gutsherren:

Die Leibelfinger zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Karl der Ramsperger wird 1373 Besitzer (stiftet Benefizium in Adldorf).
Die Eschelbacher im 15. Jahrhundert (1 Epitaph in der Kapelle).
Alexander von der Alben folgt.
Die Schellner im 16. Jahrhundert (1 Epitaph in der Kapelle).
Die Seyboldstorffer von Münchsdorf folgen.
Herzog Ludwig der Bayer kauft Adldorf 1541.
Georg Stinglheimer, Pfleger von Leonsberg, übernimmt den Besitz.
Sigmund Kraus, ein Edelmann am Hofe Herzog Ludwigs, wird nächster Inhaber.
Freiherr von Fränking kauft Adldorf 1602 (in der Kapelle befinden sich 6 Epitaphe der Fränking).
Mitte des 18. Jahrhunderts werden die Grafen von Tattenbach zu Baumgarten Besitzer (Grabstein eines Baumgartner Benefiziaten).
Graf von Arco erbt 15-jährig 1821 die Hofmark (die Familiengruft befindet sich auf dem neuen Friedhof).

Adldorf heute
Fotografien der Adldorfer Hofmarks- und Schlosskirche
    Adldorfer Zwölfuhrläuten (mit Erlaubnis des BR 1) anlässlich der 850-Jahr-Feier 
     Beschreibung der Wand- und Deckengemälde der Adldorfer Kirche 
  Die Adldorfer Schule 
  Kellerhäuser Holzkapelle, Sorgewitzkapelle, Jahrstorferkapelle, Loiblkapelle, Wannersdorfer Kirche      
Bilder vom Festzug der Adldorfer 850-Jahr-Feier 2012
  Weitere Bilder zur Feuerwehr Adldorf bei Feuerwehrgeschichte des Vilstals 
Die Adldorfer Maschinenfabrik Josef Wasmaier


zuletzt geändert am 04.06.2023, 16:46

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