Vilstaler Brauchtum
(Aufnahme Aigner)
Der Vilsbiburger Zunftbaum. Standplatz ist vor der Stadthalle (Volksfesthalle) in Vilsbiburg; er wurde zum Gautrachtenfest vom Heimat- und Volkstrachtenverein D`Almer Vilsbiburg 2002 aufgestellt. Im Unterschied zum Maibaum bleibt er stehen und ist mit Tafeln des Handwerks bestückt. 2013 vorübergehender Abbau zur Restaurierung.
Zunftbaum Vilsbiburg 48.448452,12.359721 - Google Maps
Das Auf- und Abbauen des Maibaumes sind ein gesellschaftliches Ereignis der Dorfgemeinschaft.
Der Eichendorfer Maibaum 1924 mit Maibaumpuppen
(Slg. Fam. Kapfinger)
Abbauen des Maibaumes in Adldorf
Wallfahrt nach Haid (1989)
(Foto L. Kriegl)
In Steinkirchen treffen sich die Holzland-Böllerschützen aus Kögning zum Neujahrsanschießen mit ihren Vorderladern. Das Wiederaufleben des Brauches 1989 erfolgte mit 12 Mann. Die Tradition geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die Böllerschützen geben mit ihrem Schießen der Freude über den Beginn des neuen Jahres Ausdruck: "Sie lassen es krachen". 1863 brannten in Birken bei Oberhausen nach dem Neujahrsanschießen zwei Anwesen nieder.
Zudem schießen viele Kriegervereine im Vilstal noch an Allerheiligen mit einer Böllerkanone.
An Hl. Dreikönig wird in Haus und Stall geräuchert und am Vormittag in der Kirche geweihtes Weihwasser verteilt. Früher bekamen auch die Tiere im Stall an Hl. Dreikönig in der Kirche geweihtes Salz und Brot.
Die Sternsinger ziehen mit Glück- und Segenssprüchen im neuen Jahr bis Hl. Dreikönig von Haus zu Haus und sammeln für Kinder in der Einen Welt. Für die "Weisen aus dem Morgenland" fallen dabei meist Süßigkeiten ab. Sie schreiben dabei C+M+B (Christus Mansionem Benedicat, volkstümlich Caspar, Melchior, Balthasar) mit Jahreszahl an die Haustür.
Am 2. Februar, Maria Lichtmess, 40 Tage nach Weihnachten, werden in den Kirchen Kerzen geweiht. An diesem Tag weissagte Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel, dass dieser das Licht der Heiden sein werde.
Handgezogene Kerzen werden noch immer von Behinderten in Algasing hergestellt und verkauft.
In der Osternacht wird ein Osterfeuer entzündet, früher wurden die verkohlten Holzreste anschließend auf den Feldern verteilt.
Am Schauerfreitag (Tag nach dem Fest Christi Himmelfahrt) wurde mit dem Sanktissimum, Himmel und Fahnen um die gesamte Flur der Pfarrei Niederhausen gezogen. Nach Mienbach, über Kugl nach Elsberg, da gab es Brotzeit (Brezen, Knackwürste, Bier und Kracherl), dann ging es über Holzschneid nach Niederhausen zurück
Feldprozession 1994 Niederhausen
(Foto X. Schütt)
Jedes Jahr am Donnerstag vor Pfingsten beginnt die 111 km lange Wallfahrt von St. Albertus Magnus in Regensburg nach Altötting. Der Zug mit einigen tausend Teilnehmern erreicht jeweils am Freitag Mittag Frontenhausen. Die Mittagsrast in Frontenhausen dauert bis 12 Uhr. Mit dem Engel des Herrn setzt sich der Pilgerzug vom Marktplatz aus wieder in Bewegung
Fronleichnam (Tag des Herrenleibs - der Hostie) wird am fünften Tag (Donnerstag) nach dem Dreifaltigskeitssonntag, 11 Tage nach dem Pfingstsonntag mit einem Umzug begangen. An vier Altären wird in die vier Himmelsrichtungen gesegnet und werden die vier Evangelienanfänge gesungen. Kinder streuen Blumen vor den Altären. Das Fest geht auf eine Anregung Juliana von Lüttichs aus dem Jahr 1209 zurück.
Der Georgiritt im Dorf Münster mit der Kirche St. Georg wurde nach einer Restaurierung der alten Georgsfahne wieder aufgenommen unter Teilnahme historischer Kutschen und von Reitergruppen
Sonnwendfeuer sind verbreitet im Vilstal. Am 24.6. werden sie als Johannifeuer angezündet, z. B. in Moosen, hier veranstaltet von der freiwilligen Feuerwehr. Eine Mischung heidnisch-germanischen und christlichen Brauchtums in der Nacht zum lithurgischen Geburtstagsfest des Vorläufers Jesu. Dem Mittsommertag der Germanen zu Ehren des sterbenden Lichtergottes.
Der 15.8. ist Frauentag, ein Tag der Marienverehrung. In Taufkirchen Kräutersträuße gebunden und dann für einen wohltätigen Zweck verkauft. Der Kräuterbuschen soll z. B. Unwetter fernhalten.
Am Leonhardiritt in Esterndorf nahmen früher bis zu 100 Pferde statt. Entwickelt haben sich diese Umritte teilweise aus ehemaligen Leonhardiwallfahrten.
Jährlich am 2. September feiert die Pfarrgemeinde Reisbach den Namenstag der Heiligen Wolfsindis mit Prozession und Gottesdienst. Das "Wolfsindiswasser" wird von vielen Reisbacher Familien geholt.
Jeweils am 2. Sonntag im Oktober ist in Vilbiburg Dionysimarkt.
Am frühen Nachmittag ziehen elegante Kutschen, behäbige Fuhrwerke, tänzelnde Arber und bodenständige Haflinger durch die Stadt und werden am Dionysibrunnen mit Weihwasser besprengt. Auf der Festwiese folgen dann Trab- und Galopprennen. Den Markt gibt es bereits seit 1483.
An Allerheiligen werden die Gräber festlich geschmückt.
Das Erntedankfest wird am einem Sonntag im Herbst gefeiert. Es geht auf das Laubhüttenfest der Israeliten zurück. Vielerorts werden Entekronen gebunden und ein Erntedankaltar gesteltet.
Beerdigungen: An Orten, an denen es kein Leichenhaus gab, wurde der Tote in der Fleez im Haus aufgebahrt. "Von Haus aus" folgte dann die Beerdigung. Bei Vermögenden wurden zusätzlich zum Requiem an den Seitenaltären Beimessen gelesen.
Anschließend geht es zur Gremess ("Gräbnisessen"). Da die Leute teils von weit her kamen, gab es ein kräftiges Essen. Heute reichen häufig Kaffee und Kuchen.
3. 11. feiern die Jäger in Rieding mit Hörnerklang eine tradiontioelle Hubertusandacht nach einer vorausgehenden Treibjagd z. B. auf Hasen und Füchse.
Weit verbreitet sind die Martinszüge von Kindern mit ihren Eltern. Ein wesentlciher Bestandteil hierbei sind die selbstgebastelten Laternen.
An Barbaratag, dem 4.12. werden Barbarazweige geschnitten, mit etwas Glück blühen diese dann genau an Weihnachten. Auf dem Weg Barbaras zum Gefängnis vor ihrer Enthauptung wegen des Übertritts zum christlichen Glauben blieb sie an einem Kirschbaum hängen, im Gefängnis erblühte dann dieser Kirschzweig und spendete Trost.
In Moosen gehen vor Weihnachten Kinder als Klopfer oder Klöpfler mit rußgeschwärzten Gesichtern und dunklen Gewändern von Haus zu Haus und sammeln für einen guten Zweck. Früher zogen verkleidete Arme und Obdachlose von Familie zu Familie, brachten ein Ständchen und baten um Äpfel, Nüsse und Brot.
Der Stefaniumritt in Moosen ist zurückzuverfolgen bis 1890. Ca. 100 Pferde, 30 Fuhrwerke und 1000 Besucher machen mit. 3 Esel waren auch schon dabei. Veranstalter ist der örtliche Haflingerverein. Die Burschen ziehen an diesem Tag zu den Mädchen des Ortes und werden dort mit Stefanischnaps begrüßt.
Die Taufkirchner Schäffler treten seit 1951 alle sieben Jahre mit dem Spruch "aber heit is kalt" an. Neben den Tänzern gibt es Vortänzer, Fassschlager (die mit Hämmern auf Fässer schlagen), Spaßmacher ("Kasperl", die zum Beispiel die Lokalprominenz derblecken). Der Reifenschwinger schwingt Holzreifen, in denen auf einer kleinen Verdickung ein gefülltes Trinkglas steht, ohne etwas daraus zu verschütten. Zum Schäfflerkostüm gehören schwarze Schuhe, weiße Kniestrümpfe, schwarze Kniebundhose, Schurzleder, rote Jacke und grüne Kappe mit weißem Federbusch.
Das Feldbeten der bäuerlichen Familie mit Rosenkranz und dem Ausbringen von Palmbuschen und Eierschalen auf die Felder des Hofes nach dem Ostergottesdienst ist eine seit Mitte des 19. Jh. fast ausgestorbene Tradition.
Kräuterweihe in Niederhausen 1994
(Foto X. Schütt)
zuletzt geändert am 24.11.2019, 21:42
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