Die Vilsbiburger Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit Friedhof und Pfarrhof

150 historische Fotografien und Dokumente Vilsbiburgs
  Film der Stadterhebungsfeier von 1929
Vollgeläut der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt auf YouTube (Armin Reinsch) 

Pfarrkirche Vilsbiburg 48.451976,12.356244 - Google Maps
Die gotische Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt entspricht im Stil der Landshuter St. Martinskirche.
Die Umwandlung des gotischen Spitzhelms zur heutigen Zwiebelkuppel der Pfarrkirche dürfte um 1625/30 erfolgt sein.
Direkt daneben steht der barocke Pfarrhof.
Der Weg zum Hauptportal wurde inzwischen zu einer Plattenwüste umgebaut.
(Luftbilder www.leidorf.de)

Im Innen- und Außenbereich finden sich beachtenswerte Rot- und Weißmarmorepitaphe aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.
Wie dieses des 1580 gestorbenen Vilsbiburger Pflegers Thomas Griesstetter links neben dem Haupteingang.
Im oberen Teil ein Auferstehungsrelief, umgeben von sieben Familienwappen.

Darunter kniet die Familie, 3 Söhne, seine zwei Frauen und eine Tochter.
Als der Vater mit über 80 Jahren stirbt, lebt nur noch ein Sohn, die übrigen halten ein Kreuz in Händen.

Hie ligt begrabn der edl und vest thoma
griesstetter zu haslach un hernveld, der eltere
welcher fürstlicher pfleger alhie zu Vilspi
burg gewest der gestorbe ist als man zalt
nach christi unsers hailands geburdt
1580 jar den 31. tag Januarii dem got
genadig und parmherzig seij

Rechts des Haupteingangs das Grabmal des Jorg (Georg) Schmitt mit der Jahreszahl 1522.
Beschriftung des Frührenaissancewerks in gotischen Minuskeln.
Im oberen Teil ein Ölbergrelief.
Unten links ein Relief des Verstorbenen mit der Jahreszahl 1522 zu seinen Knien.

Hie . ligt . pegraben . der . Ersam
Jorg Schmitt . burger . zw:
vilspiburgk . starb . an . sandt
. veiecz . tag . 1 . 5 . 0 . 4.
Die Vier wurde in der Spätgotik als halbe Acht dargestellt.

Die Schnitzereien am Hauptportal zeigen Szenen aus dem Alten Testament,
hier den Sündenfall.

Und die Vertreibung aus dem Paradies, verbunden mit der Aussicht auf Erlösung

Der Vierzehn-NothelferInnen-Altar stellt eine Kombination aus dem neugotischen Schrein (1876),
barocken bemalten Holzfiguren, einem neugotischen Tabernakel des früheren Hochaltars (1855)
und einem neu gemauerten Stipes dar.
Die Frauenquote beträgt 21 %.

Diese drei jungen Frauen starben lieber, als sich dem Willen eines (nichtchristlichen) Ehemannes zu unterwerfen:
Margaretha mit dem Wurm,
Barbara mit dem Turm,
Katharina mit dem Radl,
das sind die drei heiligen Madl

Der hl. Dionys, der Stadtpatron Vilsbiburgs, wurde im Rahmen einer Christenverfolgung enthauptet.

An der Nordseite des Chors das Martyrium des hl. Sebastian: Als Armeeangehöriger wurde er mit Pfeilen erschossen.

Der Stifter des Bildes, Ritter Heinrich Ersinger, Vilsbiburger Landrichter, ließ sich 1456 auf dem spätgotischen Fresko am linken Bildrand in voller Rüstung und mit dem Familienwappen darstellen.
Das restaurierte Fresko zeigt fälschlich die Jahreszahl 1446.
Dabei sind die ersten zwei Ziffern, wie in gotischer Zeit gebräuchlich geschrieben (die Vier eine Acht mit oberem Querstrich halbiert), die letzten zwei Ziffern sind arabisch, vermutlich bei der Renovierung 1951 fehlerhaft ergänzt.

Jesus und die zwölf Apostel (um 1500) an der Südwand des Chors.
Das auf Holz gemalte Bild diente früher als Altarverkleidung (Antependium).

Gemälde der Kreuzigung von 1828.
Links Johannes und Maria, rechts Maria Magdalena.

Die Lilienmadonna (Leinwandgemälde "Maria Lilgen") wurde der Überlieferung nach bereits 1449 zur Verehrung ausgestellt. Das heutige Bild ist eine Kopie von 1749.
Maria und Jesus tragen einen Nimbus, Ausdruck des göttlichen Lichts.
Links eine Lilie als Attribut der Reinheit und Jungfräulichkeit.

Im nördlichen Schiff die Madonna mit dem Kind im Strahlenkranz (Gloriole, diese umgibt den ganzen Körper),
eine spätgotische, bemalte und vergoldete Holzplastik.
Maria steht auf einer Mondsichel und mit dem rechten Fuß auf dem Gesicht Adams (?), der aus der Tiefe nach oben blickt und auf Erlösung hofft.

Auf dem Taufbecken aus Rotmarmor von 1523 ...

... eine Bronzeplastik Johannes des Täufers vom Eggenfeldener Bildhauer Neustifter,
der auch den Reisbacher Sonnenfischerbrunnen gestaltet hat.
Johannes trägt das Lamm im linken Arm, das Kreuz verweist auf das künftige Schicksal Jesu.

Das Viernagelkruzifix befand sich früher in der Leichenhalle.
Ihm zur Seite die bemalten Holzfiguren Maria und Johannes (um 1780?).

Die Marienfigur stammt aus einer nicht mehr vorhandenen Friedhofskapelle.

Darunter ruht in einem neugotischen Metallschrein von 1894 der römische Katakombenheilige Honoratus.
In den Nischen von links nach rechts:
St. Wolfgang (Regensburger Bistumspatron), St. Honoratus und St. Walpurgis (Patronin des Bistums Eichstätt).

In der zweiten südlichen Seitenkapelle Christus in der Rast (vor der Kreuzigung);
die Skulptur stammt aus der Spitalkirche.
Darüber ist die zugehörige Kreuzwegstation.

Die goldenen Lettern der Grabsteine leuchten in der untergehenden Wintersonne.
Links das Familiengrab der Lebzelterfamilie Lechner.

Neustifterplastik am Grab der Vilsbiburger Wohltäterin

Das Friedhofskreuz ...

... wurde 1875 ...

... von Joseph und Elise Schwaiblmeier gestiftet.

Die Himmelskönigin an der Schauseite des 1718 erbauten barocken Pfarrhofes.
Die Anlage gehörte bis zur Säkularisation 1803 zum Benediktiner-Kloster St. Veit bei Neumarkt.

Über dem Pilasterportal befindet sich eine rotmarmorne Barockkartusche mit Bauinschrift in lateinischen Großbuchstaben. Gebaut hat Marian (M.), Abt (A.) von Sankt Veit. Übersetzung:
Durch die allergnädigsten Herzöge von Bayern ... wurde die Pfarrei Vilsbiburg dem Kloster St. Veit um das Jahr 1372 geschenkt. ... Das höchste Gewicht gaben dieser Bestätigung die Päpste Innozenz VII. und Nikolaus V.
Dieses Pfarrhaus hat errichtet von Grund auf der höchstverdiente Abt Marianus Wieser vom Kloster St. Veit im Jahr 1718.
Dass in allem der Gelobte Gott verherrlicht werde.

Tafel am Eingang zum Josephsheim (Kindergarten)

Mit einem Bild der hl. Familie

Joseph als Schreiner

Ein Werk des Eggenfeldener Bildhauers Neustifter

150 historische Fotografien und Dokumente Vilsbiburgs
  Film der Stadterhebungsfeier von 1929


Literatur: Käser, Peter, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Vilsbiburg (2006)


zuletzt geändert am 09.08.2022, 11:26

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