Dornach, Enzerweis und Perbing mit historischen Fotos und Dokumenten

Die Dornacher Kirche: Ein gotisches Kleinod mit sehenswerten Votivtafeln.
Der Name Dornach findet sich erstmals in einem auf das Jahr 1067 datierten,
gefälschten Stiftungsbrief aus dem Jahr 1138/39.
Siedlung am Bach, an dem Dornen wachsen.

Kirche Dornach 48.631329,12.89926 - Google Maps
Die katholische Pfarrkirche St. Laurentius ist eine spätgotische Saalkirche vom Anfang des 16. Jahrhunderts (1522).
Der Unterbau des Turms mit Treppengiebeln wurde im 13. Jahrhundert errichtet.
Darauf brüteten bis 1973 Störche.
Laurentius starb nach sadistischen Folterungen 258 auf einem glühenden Eisenrost,
weil er dem römischen Kaiser nicht das Kirchenvermögen übereignete.

Die Verehrung des römischen Märtyrers Laurentius könnte ein Hinweis auf eine romanisch-bajuwarische Siedlungskontinuität sein.
Die Kanzel stammt von Johann Franz Schwanthaler, dessen Neffe die Bavaria an der Münchner Theresienwiese schuf.

Votivtafel, gestiftet anlässlich des Brandes in Eichendorf 1820.
Eichendorf gehörte damals zur Pfarrei Dornach und war nur Expositur.
Die Vermögensverwaltung oblag der Dornacher Kirchenverwaltung.
Die oberste Textzeile beschreibt kurz das Geschehen auf Latein:
InCenDiUm Mariae Virginis aUxuliatriCis preCibus est deletUm
(das Feuer ist durch die Bitten der Jungfrau Maria gelöscht worden),
wobei u zugleich v ist und als Zahl fünf bedeutet.
Als lateinische Zahlen ergeben die roten Buchstaben das Ereignisjahr:
C (100) + D (500) + V (5) + M (1000) + V (5) + V (5) + C (100) + C (100) + V (5) = 1820

Incendium Mariae Virginis auxiliatricies precibus est deletum.
Maria! Mutter, sieh heut liegen die ganze Markt Gemeind,

Sich dankend an Dich schmiegen mit Herz und Mund vereint!
Schon in des Marktes Mitte die grauße Flamme kracht,
Mariens Hülf und Bitte hat sie zu Nichts gemacht.
Drum beugen Alle nieder
In Demuth Ihre Glieder.
Eichendorf, den 16. September 1820.
H. Zi.

Taufbecken: Johannes der Täufer tauft Jesus im Jordan.

Das Gemälde der Maria vom guten Rat wurde Ausgangspunkt einer kleinen Wallfahrt,
von der noch einige Votivtafeln Zeugnis geben.
Die Gemälde (dieses von 1725) geben Einblick in das bäuerliche Leben der damaligen Zeit.

1797
Die Tochter mit der typischen Kopfbedeckung der unverheirateten Frau, dem Krandl (Krönchen)

1799

1820

1843

1847

 In den Jahren 1938 bis 1951 baute man den Flutkanal von Adldorf bis Kröhstorf.
Bei Dornach kreuzen sich Vils und Kanal. Hier wird seither die Vils in einer großen Betonröhre unter dem Kanal durchgeleitet (Düker).
Vilsunterführung Dornach 48.636027,12.904864 - Google Maps

Die ehemalige Eisenbahnbrücke über den Petzenbach blieb erhalten.
(aus: Sehenswertes aus unserer Gemeinde Eichendorf, aufgenommen 2001)

Enzerweis

Der stattliche Widlhof ...

... mit der ursprünglichen Giebellaube ...

... einer schützenden Madonna ...

... und einem schön restaurierten historischen Taubenkobel.

Perbing

Am Eingang zur Perbinger Kirche erinnert eine Marmortafel an das Weindlgut.
Der Hof wurde 1960 abgerissen, das Gelände Teil eines Baugebietes.
Damit verschwand der Hofname Weindl in Perbing.

Eine Gedenktafel in der Perbinger Kirchenmauer für den geschätzten Lehrer Falk, der im Schulhaus am Bach unterrichtete und 1864 starb. Er hatte dem Vaterlande in Krieg und Frieden treue Dienste geleistet.

Historisches aus Dornach, Enzerweis und Perbing

Auf halbem Weg zwischen Dornach und Kröhstorf liegt der Weiler Jahrstorf.
Von hier stammt mit größter Wahrscheinlichkeit der namhafte Minnesänger
Albrecht von Johannsdorf (ca. 11801209), ein Zeitgenosse von Walther von der Vogelweide.

Der von Johansdorf ist auch im berühmten Codex Manesse (um 1300) abgebildet.
Vielleicht ist dieser Gedichtanfang am Vilsufer entstanden:
Wie sich minne hebt daz weiz ich wol;
wie si ende nimt des weiz ich niht.
(
UB Heidelberg, Cod. Pal. Germ. bzw. cpg 848)

Die Mühle bei Enzerweis auf einer Zeichnung von 1686.
Enzerweis: Siedlung an der Wiese des Enzo;
1568 bei Apian Entzenweiß geschrieben.

Melchior Damböck auf dem Mayrguth zu Perbing quittiert am 25.5.1779
den Erhalt von 200 Gulden Heiratsguth von Jakobus Hölldobler zu Kanzled für sein Eheweib.

Ausnahmsbrief (Übergabevertrag)
zwischen der Maria
Bauer Übernehmerin
des Kanzlöderguts zu
Kanzlödt, und ihrem lieben
gutsübergebenden
Vettern Georg Hölldobler
errichtet am 18. Nov. 1811

Um 1812 ging die Sage, auf dem Kanzlöderhof sei ein Waschkessel voller Geld versteckt. Eine 14-köpfige Diebesbande mit Männern aus der Gegend um Viechtach und Simbach/Inn überfiel den Hof.
Der Bauer Jakob Heldobler wurde in seiner Stube mit den Füßen nach oben aufgehängt, die Fußsohlen wurden ihm aufgeschnitten und siedendes Fett in die Wunden gegossen, damit er das vermutete Versteck, das es nicht gab, verraten sollte. Er verstarb an den Folgen der Marter.

In der Perbinger Kirchenmauer erinnert ein Denkmal an den am 1. Mai 1841 im 63. Jahre gestorbenen Asbacher Bauern Anton Weichsleder und an seine im 39. und 59. Jahre verstorbenen Ehefrauen Theresia.
Ein Bruder von Anton hatte nach Kanzlöd geheiratet und den Familiennamen Weichsleder dorthin mitgebracht.  

Austragsbrief für Jabob und Maria Weichseleder in Kanzlöd vom 28. Juni 1855

Aus dem Kanzlöder Übergabevertrag von 1855: Die Wäschelieferungen für die Austragler
Zur Kleidung der Übergeber alljährlich
ein Paar Schuh und ein Paar Stiefel, die Über
geberin ein Paar Schuh und ein Paar Pantoffel,
jährl jeder 2 farbene Hemden, die Mutter
zwei Schürze, dann jeder einen Bettüberzug
... und Leinwand, ferner
mitsammen 10 Pfund Flachs von der Hächl, 2 Pfund
Wolle dann jeder 10 f Kleidungsbeitrag.
Dieselbe ist ordentlich zu waschen, ...

Mariakirchner Stutenapprobation vom 11. April 1860:
Erlaubnis zur Belegung der Kanzlöder Stute durch einen Landgestüts-Beschäler in Mariakirchen

Erinnerungsbild von Johann Weichsleder aus Kanzlöd an die Firmung in Dornach am 28.4.1863

Sterbebild vom 17. März 1865 des
Hochwürdigen Herrn Joseph Pott, Pfarrer von Dornach

Bis 1850 unterrichtet in Perbing in einer "Behelfsschule" im Bachschusterhaus Lehrer Falk.
Dann müssen die Kinder zum Schulbesuch nach Dornach.

Schul-Entlaßzeugniß vom 11. Mai 1869 nach Besuch der Feiertags-Schule in Dornach vom 13ten bis 16ten Lebensjahre

Das Siegel der katholischen Pfarrei Dornach 1872
(SIGILUM PAROCHIAE CATHOLICAE DORNACH)

1872 haben die Perbinger Kinder ihre eigene Schule und müssen nicht mehr bis Dornach laufen,
was vor allem für die Kleinen im Winter bei tiefem Schnee eine große Strapaze bedeutet hatte.
Schulzeugniß
Weichsleder Theres, Bauerstochter von Kanzlöd, ...
hat die Feiertags Schule in Perbing
vom 13ten bis 16ten Lebensjahre besucht ...

Auf diesem Spinnrad mit zugehörigem Spinnrocken verspinnt sie den auf Kanzlöd angebauten Flachs für ihre Aussteuer.

Teil der Mitgift sind 1883 auch mehrere Reißl Haar (Flachszöpfe).

Altes Perbinger Ortsschild
(Slg. B. Gutthäter)

1896 erlegt Bäckermeister Weiß aus Eichendorf in der Dornacher Gemeindejagd
einen zwei Zentner schweren weiblichen Hirsch (Schmaltier).
(Landauer Zeitung vom 16.7.1896)

Inwohner Scharl wird wegen Beleidigung zu 5 Mark Strafe, eventuell einem Tag Haft verurteilt.
(Landauer Bote vom 1.7.1897)

Dank an die FFW Dornach für Hilfe beim Schlossbrand in Adldorf 1906
(Landauer Bote und Anzeiger vom 3.1.1907)

Bauernhochzeit um 1912.
Brautführer mit zwei "Kranzljungfrauen" (Brautjungfern).
Interessant die damals üblichen "Krotzen", ein langer Rosmarinzweig,
den die "Nohderin", die Näherin der Braut, jedem Hochzeitsgast anheftete
und dafür mit einem Trinkgeld belohnt wurde.
Rosmarin stand als "Ewigkeitskraut" für ewige Liebe.
Der Rosmaringeruch sollte am Hochzeitstag alles Ungute von der Hochzeitsgesellschaft fernhalten.
Im Haar der Kranzljungfrauen das geschmückte Myrtenkranzerl als Zeichen der Jungfräulichkeit (Jungfernkranzl).

Bericht vom Stiftungsfest des nach Kriegsbeginn ausgedünnten Burschenvereins Dornach
(Landauer Bote und Anzeiger vom 22.8.1914)

Seil des Wurstbaumes gerissen: schwerer Unfall in Wochenweis
(Landauer Bote und Anzeiger vom 5.9.1914)

Dornach 1915.
Oben links der waagrechte, helle Streifen ist die Bahnstrecke KröhstorfAufhausen,
unten links der Bahnhof Dornach, unten rechts die Pfarrkirche St. Laurentius.
(Slg. G. Surner)

Das Längenmaß Klafter war die Spanne zwischen den ausgestreckten Armen eines erwachsenen Mannes
(6 Fuß), in Bayern ca. 1,75 Meter.
Ein Klafter Holz entsprach einem Holzstapel mit einer Länge und Höhe von je einem Klafter;
die Tiefe dieses Stapels entsprach der Länge der Holzscheite und damit in der Regel 3 Fuß, also 0,5 Klaftern.
Das Volumen eines Klafters Scheitholz betrug damit 0,5 Kubikklafter, also ca. 1 1/2 Ster.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 4.2.1916)

Sterbebild von Georg Dullinger, Perbing, gefallen am 16. Oktober 1918,
knapp vier Wochen vor dem Ende des I. Weltkrieges

Dornacher Ansichtskarte von ca. 1919 mit Bahnhof, Lagerhaus und Kirche
(Slg. L. Kriegl)

An der Einfahrt zur Kammerau stürzte 1920 diese etwa 350 Jahre alte Eiche.
Auf den Bildern das Ehepaar Steindl mit Tochter Fanny und der Waldarbeiter Steinbeißer
(Foto A. Steindl, Slg. H. Seidl)

Ansichtskarte Perbings mit Gastwirtschaft und Krämerei des Josef Stockner um 1920
(Foto A. Steindl, Slg. H. Seidl)

Das Kircheninnere der Dornacher Laurentiuskirche um 1926
(Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Landau a. I., 1926)

Der Altarraum um 1926
(Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Landau a. I., 1926)

Bericht vom Schlittenrennen in Enzerweis 1926
(Landauer Bote und Anzeiger vom 28.1.1926)

Einladung zum Tarock- und Schaffkopf-Rennen bei Gastwirt Winkler 1926
(Landauer Bote und Anzeiger vom 11.3.1926)

Bericht über die sportlichen Leistungen des Dornacher Radfahrervereins 1926
anlässlich des Rennens in Marktl
(Landauer Bote und Anzeiger vom 20.8.1926)

Der Dornacher und Enzerweiser "Radfahrerverein Vilstalerlust".
Standartenweihe 1929. Die aktiven Radler in weißer Vereinskleidung mit langen Hosen
und Schirmmütze, darüber die "Fahnenjungfrauen".
Beidseits ein Hochrad. In der Mitte eine "Korsomaschine"
für Umzüge und Korsofahrten, hierzu wurden zwei Herrenfahrräder
mit einer Metallkonstruktion verbunden.
(Slg. H. Riederer)

Klassenfoto der Perbinger Schule von 1926
(Slg. A. Salzberger)

Volksschule Dornach ca. 1936.
Die "Dirndln" durchwegs mit Zöpfen und, zum Schutz des Kleides, mit Wickelschürze.
Die Buben tragen als "Schuigwand" eine "Joppn" und zumeist "Hoizschuah" (Holzpantoffeln).
(Text und Foto H. Riederer)

Ein nigelnagelneuer "Loatawogn" (Leiterwagen) zur Heu- und Getreideernte aus der Wagnerei Moosauer, Enzerweis.
Links Wagnermeister Franz Moosauer, sein Vater, ebenfalls Wagnermeister, und auf dem Wagen seine Söhne Franz und Edi,
die nachmaligen Leiter der Oktoberfestkapelle Gebr. Moosauer (Aufnahme ca. 1938).
(Text und Foto H. Riederer)

Ansichtskarte Perbings (Jahr unbekannt)
(Slg. L. Lorenz)

Einzerweis von oben 1939
(Slg. H. Riederer)

Aus dem Bericht eines jungen Egerlandflüchtlings, dem 1946 in Enzerweis der berufliche Neuanfang gelang
(Slg. E. Blaha)

Enzerweis in den 50er-Jahren. Im Vordergrund Weizen"schöber" aus handgebundenen Garben.
Neun Garben wurden, zum Schutz vor Regen, zusammengestellt und ergaben einen "Schöber".
Im Hintergrund die Bahnlinie KröhstorfAufhausen und das Dorf.
(Slg. H. Riederer)

Der Widlhof in Enzerweis (in den 50ern?)
(Slg. A. Salzberger)

Das Lagerhaus Dornach des Raiffeisenvereins 1962
(Foto L. Kriegl)

Papierholzverladung am Dornacher Bahnhof in den 60ern nach Einstellung des Personenverkehrs
(Slg. H. Riederer)

Dornach von Osten (1967)
(Foto L. Kriegl)

Am 25.2.1980 brennt der Kantnerstadl in Dornach.
(Foto L. Kriegl)

Anlässlich der Fahnenweihe der Enzerweiser Schützen in Dornach am 8.7.1984 ...
(Foto L. Kriegl)

... lassen es die Schützen krachen.
(Foto L. Kriegl)

Die Fahnenweihe des Kriegervereins Dornach folgt am 7.7.1985.
(Foto L. Kriegl)

Sterbebilder

Zum frommen Andenken an den tugendsamen Jüngling Joseph Beer,
welcher am 30. Mai 1918 im 26. Lebensjahr bei Noyon den Heldentod fürs Vaterland gestorben ist

Zum Andenken an die Bauers-Gattin Karolina Stallhofer,
gestorben am 2. Januar 1934 im Alter von 46 Jahren

Gebetsandenken an Theres Weichsleder, Privatiere,
gestorben am 25. Mai 1938 in ihrem 82. Lebensjahre

Sterbebild des am 19. März 1939 im Alter von fast 90 Jahren verstorbenen
ehemaligen Schuhmachermeisters Josef Öllinger (Slg. A. Maier)

Frommes Andenken an Frau Thekla Aster,
gestorben am 8. Oktober 1941 in ihrem 68. Lebensjahre

Eduard Moosauer, Wagnermeister und ehemaliger Bürgermeister,
wurde am 26. Oktober 1942 in die ewige Heimat abgerufen.

Frommes Andenken an Frau Anna Salzberger,
gestorben am 18. Oktober 1944 im Alter von 59 Jahren

Sterbebild des Ludwig Salzberger, Gymnasial-Student, der am 18. Oktober 1945
in russischer Gefangenschaft den Tod für die geliebte Heimat erlitten hat
(Slg. Brunnhölzl)

Gebetsandenken an die achtbare Frau Therese Zauner,
gestorben am 31. Dezember 1945 in ihrem 77. Lebensjahr

Anna Dullinger, Bauerstochter, gestorben am 27. Mai 1946 in ihrem 59. Lebensjahre
(Slg. Brunnhölzl)

Anna Salzberger, Privatiere in Jetzeneck,
hat am 19. Juni 1948 ihre Seele dem Schöpfer zurückgegeben.
(Slg. Brunnhölzl)

Ludwig Dullinger, Bauer, gestorben am 10. März 1954 mit 55 Jahren
(Slg. Brunnhölzl)

Mathilde Dullinger, ehemalige Bäuerin von Perbing, gestorben am 9. April 1967 im 64. Lebensjahr


zuletzt geändert am 19.03.2024, 23:19

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