Hütt, Hartkirchen, Einstorf, Reichstorf mit alten Aufnahmen und Grabungsbildern

Hütt

Blühender Knöterich auf der Wiesenbrüterfläche des BUND neben der ehemaligen Schlosskapelle Hütt
(Foto F. Peterhans)

Die auf einem kleinen künstlichen Hügel errichtete ehemalige katholische Filialkirche St. Martin in Hütt
stammt aus der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil gegen 1300.
Sie wurde als Schlosskapelle des Hofmarksitzes der Edlen von Hütt errichtet,
in der Barockzeit erhöht und 1881 nach Westen verlängert.
Der Nordturm mit Treppengiebel stammt noch von 1300.
Das zugehörige Schloss ist verschwunden.
Kirche Hütt 48.642503,12.882384 - Google Maps
(Aufnahme A. Schiller)

Das Kirchlein vor der 2011 abgeschlossenen Renovierung.
Grabungen im Verlauf der Restaurierung ergaben Reste eines 10 mal 10 Meter großen, auf Pfählen gegründeten, alten Holzturmes aus der Zeit um 1100.
Die einzige Glocke wurde 1838 von Georg Samassa in Passau gegossen.
(aus: Sehenswertes unserer Gemeinde Eichendorf, aufgenommen 2001)

Rekonstruktionsversuch eines ähnlichen Befestigungsturmes in Frankreich

Auf solchen künstlichen Hügeln standen einst im Auftrag des Königs oder des Herzogs errichtete hölzerne (später auch aus Stein erbaute) Türme, die herrschaftliche Macht, hier an einer Handelsstraße mit Mautstellen, demonstrierten.
Der Zugang zur Kirche in Hütt erfolgt über eine alte steinerne Brücke.
Durch den Aushub für den Erdhügel konnte um den Bau herum ein sechs Meter breiter Wassergraben angelegt werden.

Hütt im Schnee
(Foto F. Peterhans)

Der um 1720 entstandene Martinsaltar nach der Renovierung, aufgenommen am 11.11.1988
(Foto L. Kriegl)

Die archäologische Grabung im Kircheninneren (2.3.2001)
(Foto L. Kriegl)

Dabei wurden die Skelette zweier sich an der Hand haltender Kinder (Geschwister?) im Alter von 7 und 10 Jahren aus dem 14. oder 15. Jahrhundert freigelegt,
die offenbar gleichzeitg verstorben sind, vermutlich an einer Infektion, zum Beispiel der Pest (2.3.2001).
(Foto L. Kriegl)

St. Martin war ein Lieblingsheiliger der Karolinger, sein Patrozinium in Hütt ist Folge der westfränkischen Mission und Zeichen einer Ausweitung des karolinigischen Einflusses.
Gottesdienste finden hier nur selten statt.

Hütt war im 12. und 13. Jahrhundert Sitz von Verwaltungsbeamten (Ministerialen) des Herzogs und des Reiches und wurde 1373 als "Sitz" (Hofmark) bezeichnet.
Das Wappen der Hütter zu Hütt und Hainsbach
im Wappenbuch des Freisinger Bischofs Johann Franz Eckher von Kapfing von 1693
(Bayerische Staatsbibliothek München, Cgm 2270, S. 47).
Ein sogenanntes „redendes Wappen“, denn Hütte konnte in der mittelalterlichen Sprache auch Zelt bedeuten.
1776 gilt Hütt wieder als Dorf.
2014 zählt Hütt 34 Einwohner.

Der Schneiderhof in Hütt (1914?)
(Slg. L. Kriegl)

Apfelböck in Hütt (Renner)
(Slg. L. Kriegl)

Rauchender Knecht verursacht Heubrand, Kind stirbt, Massenkarambolage
(Landauer Bote und Anzeiger vom 5.9.1914)

Der barocke Hochaltar und die historistischen Seitenaltäre der Hütter Kirche um 1920
(Slg. L. Kriegl)

Der Fuchsn-Sulky in Hütt
(Slg. L. Kriegl)

Wiesenverpachtung durch den Eichendorfer Wirt Wolferseder 1926
(Landauer Bote und Anzeiger vom 27.6.1926)

Stadelbrand beim Bauern Apfelböck (zum Renner) in Hütt 1926
(Landauer Bote und Anzeiger vom 21.8.1926)

Die Bauerseheleute danken öffentlich für die geleistete Hilfe.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 24.8.1926)

Böse Verleumdungen machen die Runde.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 15.9.1926)

Hartkirchen

Eine Kirchenrodung im Hart (Weidewald)

Die katholische Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt in Hartkirchen wurde bereits urkundlich 1257 erwähnt.
Bau der heutigen Kirche 176975, der letzte Rokokobau der Gegend.
Der Südturm mit Treppengiebel stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Kirche Hartkirchen 48.65389,12.904821 - Google Maps
(Aufnahme A. Schiller)

Das Kircheninnere in der Zeit der Renovierung 2015/16

Der Choraltar von 1785. Links Gottvater, rechts Mariä Himmelfahrt.

Der Tabernakel

Abendmahlszene an der Altarfront

Ein besonderer Schatz ist das figurenreiche Holzrelief Mariä Tod in der Vorhalle aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Diese Aufnahme um 1926 zeigt die frühere Aufstellung.
(Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Landau a. I., 1926)

In der äußeren Kirchenmauer eine Gedenktafel für den ehemaligen Pfarrer zu Pitzling:

Hie ligt begraben der Erwierdtig Herr Wolfgang ...

Auf dem Friedhof ist ein hundert Jahre altes Familiengrab erhalten.

Die Taglöhnerin Theres Seidl nimmt 1897 ihre öffentlichen Beleidigungen des Lehrers Mehlstäubl
mit dem Ausdrucke des Bedauerns zurück.
(Landauer Bote vom 19.6.1897)

Theater in Hartkirchen: Der Katholische Burschenverein lädt ein (1926).
(Landauer Bote und Anzeiger vom 5.1.1926)

Einstorf

Kindsbaum Einstorf 2015

Die Spielregeln

Liebevoll gestaltete Ansichtskarte vom Wimbauer Hof in Einstorf nach 1905.
Mit dem Ehepaar Wimbauer in Tracht, Wäscherinnen, Hofhund, Taubenkobel, Kühen, Mitarbeitern und Pferden.
Der Stadel ist noch mit Stroh gedeckt.
(Slg. L. Lorenz)

Reichstorf

Siedlungsspuren verweisen auf eine über 7300 Jahre zurückreichende Geschichte.

Belastung eines Reichstorfer Söldners oder Handwerkers 1615 durch Handdienste.
Nachdem Johann Khärdinger die Hofmark an Ott-Heinrich von Fränkhing übergeben hatte,
mussten die Reichstorfer Untertanen die Abgaben für Haus, Grund und Arbeitserlaubnis in Adldorf ableisten.
Für getane Arbeit gab es den halben üblichen Lohn, für nicht ausgeführte Dienste musste der halbe übliche Lohn an die Herrschaft abgeführt werden.

1897: Großes Wöhr der Reichstorfer Mühle durch wild daher wälzende[...] Fluten der Vils zerstört.
Der Landauer Bote wirbt um Spenden.
(Landauer Bote vom 28.8.1897)

Einladung zwecks Regulierung der Vils von Adldorf bis Kröhstorf 1926
(Landauer Bote und Anzeiger vom 1.4.1926)

Neueröffnung 1926:
Der Doblerschneider führt Arbeiten aufs Eleganteste aus und übernimmt auch Haus- und Störarbeiten.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 10.11.1926)

Das denkmalgeschützte Lindinger-Anwesen in Reichstorf, die Grundfläche des Wohnbereichs beträgt 7 mal 7 Meter;
auf einem Brett ist die Jahreszahl 1728 eingeschnitzt (Erbauungsjahr?);
der Stall liegt zwischen Wohnbereich und Tenne (Mitterstallhaus).
(aus: Sehenswertes unserer Gemeinde Eichendorf, aufgenommen 2001)

Ansichtskarte Reichsdorfs von 1904
(Slg. L. Kriegl)

Reichsdorf 1905
(Foto L. Kriegl)

Arge Rauferei unter verheirateten Männern 1914,
17 Maßkrüge und Halblitergläser wurden zusammengehauen.
(Landauer Bote und Anzeiger vom 13.1.1914)

Reichstorf mit Pöcking und Vilsmäandern 1967 aus der Luft
(Foto L. Kriegl)

Blick über die Vils auf Reichstorf am 23.4.1983
(Foto L. Kriegl)

Sterbebild

Michael Dullinger, Rentner, gestorben am 26.4.1979 im Alter von 70 Jahren


zuletzt geändert am 19.03.2024, 23:17

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