Zur Feuerwehrgeschichte des Vilstals

Die ersten Feuerwehren in Bayern waren Pflichtfeuerwehren. Jedes männliche Gemeindeglied zwischen 18 und 60 Jahren war verpflichtet, nicht nur bei Bränden, sondern auch an den Übungen teilzunehmen.

An Ausrüstung waren gebräuchlich: Eimer, Stangen, Decken, Leitern und Einreißhaken. Solche alte Ausrüstungsgegenstände der Brandbekämpfung zeigt uns das 1445 von Herzog Heinrich dem Markt Reisbach verliehene Wappen: einen weißen Reißhaken, gekreuzt mit einer weißen, an beiden Enden gebogenen Stange.

Reisbacher Wappen

Welche Bedeutung die Brandbekämpfung hatte, bezeugt die Tatsache, dass 1654 ein Lehrer in Vilsbiburg vor der Anstellung zunächst ein Bürgerrechtsgeld von 2 fl. bezahlen und einen ledernen Feuereimer liefern musste, um als "Bürger und Schulmaister" angenommen zu werden.

Hier ein Brandbericht von 1785 aus Velden:

Anno 1785 den 14. Oktober um halb 6 Ur nachmittags ... ereignete sich augenplicklich eine argste Feierbrunst
Daherr verlobet sich die ganze Bürgerschaft ... in großer Danksagung anno 1786
Gemälde der Veldener Feuersbrunst von 1785
(Slg. Markt Velden)

Dieser detailreiche Ausschnitt zeigt die höchst gefährliche, hektische Löscharbeit,
die Konturen der Männer auf der Mauerkrone verschmelzen mit dem Flammeninferno.
Die ledernen Feuereimer werden die Leiter hochgereicht und dann zum Neubefüllen heruntergeworfen;
das hätte man mit Metalleimern nicht machen können.
(Slg. Markt Velden)

Die FFW Geisenhausen besitzt einen alten Löscheimer aus Vilslern mit Initialen des Besitzers und Hausnummer.
(Aufnahme F. Grünberger)

25.6.1790: Brand in Kirchberg (Votivtafel).
Der Mesner Lorenz Daller mit Frau und vier kleinen Kindern hat Hilfe erhalten.
(Kirchberg, Geschichte und Geschichten einer Gemeinde im Erdinger Holzland, 2007, S. 175)

Bericht der Gemeinde Adldorf über einen Brand am 17.9.1819 im Ortsteil Prunn:
Die in . Hofmark Prunn geweste Feuersbrunst betreffend.
Das Feuer, welches am 17.
dieß die 2 Höfe zu Grund und

Asche legte, kam, während die
Leute die Abendsuppe aßen ...
Über das Strohdach breitete sich das Feuer rasch aus.
(Slg. Fam. Loibl)

Auf dieser Votivtafel des Brandes von Eichendorf 1820 löscht nur St. Florian, unterstützt vom gütigen Lächeln der Gottesmutter mit dem Kind.
Von Feuerwehrmännern und Selbsthilfe keine Spur.

Maria! Mutter, sieh heut liegen die ganze Markt Gemeind,
Sich dankend an Dich schmiegen mit Herz und Mund vereint!
Schon in des Marktes Mitte die grauße Flamme kracht,
Mariens Hülf und Bitte hat sie zu Nichts gemacht.
Drum beugen Alle nieder
In Demuth ihre Glieder.
Eichendorf, den 16. September 1820.
H. Zi

Auch 1835 beim verheerenden Brand Reisbachs gibt es noch keine Feuerwehr.

Die systematische Gründung von Feuerwehren ging nach 1800 von Frankreich aus. Dort organisierte Napoleon das Feuerwehrwesen einheitlich nach militärischen Grundsätzen. Noch heute beteiligt sich am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, eine Truppe der Feuerwehr von Paris, die in der französischen Hauptstadt zum Militär gehört, als Abschluss an der Militärparade über die Avenue des Champs-Élysées. Diese Organisationsstruktur wurde Vorbild auch für Bayern und das Vilstal.

1818 verfügt der königliche Markt Velden bereits über folgende Löschgerätschaften:
eine große, auf vier Rädern sich befindliche Feuerspritze mit Windkugel und Seiern,
eine zweite Feuerspritze, die von zwei Männern getragen werden kann,
drittens eine kleine Tragspritze,
viertens einen ledernen Wasserschlauch mit aufschraubbaren kupfernen Röhren,
fünftens drei intakte Feuerleitern und eine ruinöse,
sechstens vier große Feuerhaken,
siebtens 32 gute Feuereimer und 20 nicht mehr reparierbare.

Für Adldorf erfolgte 1833 durch die Graf Arco auf Valley`sche Rentenverwaltung der Erwerb einer fahrbaren Druckspritze der Fa. Seyfried, Frontenhausen. Das Wasser musste noch mit Eimern in den Spritzenkasten eingefüllt werden und wurde dann durch die Pumpe über Schläuche zum Brandherd geleitet. Für die Bedienung waren mehrere Mann erforderlich. Um 1950 verliert sich ihre Spur in Abwandten.

Ende 1862 wird eine Woche nach einem Brand die Freiwillige Feuerwehr Eichendorf gegründet.

1866 erfolgt die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Exing, 1868 die Gründung der FFW Velden.

Das Exinger Signalhorn aus der Gründungszeit
(Festschrift 125jähriges Gründungsfest 2002) (sic)

Die königlich baierische Regierung unterstützte nachdrücklich die Gründung freiwilliger Feuerwehren. Daraufhin wurden zum Beispiel allein 1872 in Bayern 198 Feuerwehren gegründet, darunter die Freiwillige Feuerwehr Aunkirchen.

Gründungsprotokoll der Freiwilligen Feuerwehr Aunkirchen vom 9.4.1872

Taufkirchen kauft 1877 eine Saug-Druckspritze.

Die Standarte der 1879 gegründeten FFW Kirchberg aus der Gründungszeit
(Kirchberg, Geschichte und Geschichten einer Gemeinde im Erdinger Holzland, 2007)

Verzeichnis
aller vorspannpflichtigen Pferdebesitzer,
Feuerreiter u. Feuerboten
in der Gemeinde Indersbach
im Jahre 1879
gemäß einer Aufzeichnung der Ortspolizeibehörde Indersbach

1879 bekommt Hofkirchen eine Feuerlöschmaschine.

Auf Drängen des Bezirksamtes Landau gründeten schließlich auch Adldorfer Bürger am 26.12.1879 die Freiwillige Feuerwehr Adldorf. Der erste Vorstand war Johann Nepomuk Jahrstorfer, Landwirt, der erste Kommandant der Metzgermeister der Hofmark, Sebastian Niedermayer.

Seine Majestät der König bestimmt in einer Königlichen Allerhöchsten Verordnung vom 4. Juni 1884 die Regeln für die Verleihung von Ehrenzeichen für Mitglieder der Feuerwehren.

Adldorfer Exemplar des königlichen Erlasses für die Verleihung von Ehrenzeichen

Gemäß einem Erlass des königlichen Bezirksamtes Landau aus dem Jahr 1885 durften auch ledige, erwachsene Frauenspersonen bei Bränden zum Wassertragen und dergleichen herangezogen werden. Die Spritzenmänner sollten viermal jährlich mindestens einhalb Stunden üben. Besitzer von Odelfässern und größeren Wasserbehältern konnten verpflichtet werden, diese zum Übungsplatz zu bringen.

Sebastian Niedermayer, der 1. Kommandant der FFW Adldorf auf einem Foto von 1886

1887 feiert die FFW Eichendorf bereits ihr 25-jähriges Jubiläum.
(Slg. Café Held)

1890 beschaffte Adldorf zur Wasserlieferung an die 1833 gekaufte Druckspritze ein Hydrophor, eine handbetriebene Kolbenpumpe, die auch einen Windkessel besaß. Sie wurde von Hand gezogen und war deshalb nur für den innerörtlichen Einsatz geeignet.

Öffentliche Danksagung an die beteiligten Feuerwehren im Vilsbiburger Anzeiger für ihre Hilfe bei einem Brand
(Vilsbiburger Anzeiger vom 17.5.1894)

Die FFW Velden 1895 vor dem Rathaus
(Slg. J. Kerscher)

1896, 63 Jahre (!) nach Erwerb der Druckpumpe, kaufte Adldorf eine Saug- und Druckpumpe. Nun entfiel das aufwendige Auffüllen des Spritzenreservoirs.

Die Adldorfer Saug-Druckspritze von 1896 bei einer Vorführung 1962

1889: Einführung der Brandberichte

1893 wurden in Frontenhausen Feuerreiter, sogenannte "Signalisten", in Dienst gestellt, die die Alarmierung übernahmen.

1899 feiert die Taufkirchener Wehr ihr 25-jähriges Jubiläum.

Die Festdamen von 1899

1903: Beschaffung von 33 neuen Uniformröcken für die Adldorfer FFW

Die FFW Adldorf 1905 in den neuen Röckenr

1905: Fahnenweihe in Adldorf

Das Königliche Staatsministerium des Innern verleiht am 15.3.1905 dem langjährigen Kommandanten Sebastian Niedermayer das Ehrenzeichen für Feuerwehrmitglieder.

1906 brennt das von Fränking nach dem 30-jährigen Krieg neu aufgebaute Adldorfer Schloss ab, auch die neue Feuerwehrfahne von 1905 fällt den Flammen zum Opfer.

Das Schloss Adldorf nach dem Brand vom 30.12.1906.
1907 erfolgt der Wiederaufbau in neubarockem Stil.

1908 stiftet die gräfliche Familie als Dank für die Hilfe in der Not eine neue Fahne.

Fahnenweihe Adldorf 1908

Feuerwehrgeräteschau auf dem Veldener Marktplatz (um 1910?)
(Veldener Heimatbuch)

1916 stiftet Graf Arco eine fahrbare, freistehende Leiter der Fa. Magirus, Ulm, mit einer Steighöhe bis 14 Meter.

Viele Feuerwehrleute fielen im Ersten Weltkrieg. Die Kriegschronik Indersbach vermerkt, dass von 40 Feuerwehrleuten 32 eingezogen wurden; davon starben 9, 11 wurden verwundet.

Anfang 1923, in der Inflationszeit, erbrachte eine Christbaumfeier in Adldorf über 300.000 Mark. Für 30 Meter Hanfschläuche mit Zubehör mussten 230.000 Mark bezahlt werden.

1926 beschafft die Adldorfer Wehr die erste Motorspritze des Vilstals mit einer Leistung bis 1000 Liter/Minute für 6.000 Reichsmark. Zuschüsse gaben Graf Arco, der Bezirk Landau, das Staatsministerium und die Gemeinde Adldorf. Die Motorspritze wird am 21.3.1926 an die Wehr übergeben.

Die Motorspritze von 1926 (Foto bei einer Übung vor 1960);
im Hintergrund noch die hölzerne Behelfsbrücke über die Vils, die 1959 erneuert wurde.

1929 betrug der Adldorfer Schlauchbestand 575 Meter, davon 60,5 Meter gummierte Schläuche.

Am 50-jährigen Jubiläum der FFW Adldorf 1929 beteiligten sich 57 auswärtige Feuerwehren mit Fahnen. Gefeiert wurde mit Festkonzert und großem Brillantfeuerwerk.

Ausheben eines Löschweihers in Schweiklberg am 28.2.1931,
Abtransport des Aushubs mit einer pferdegezogenen Lore

Gemäß einem Gemeinderatsbeschluss vom 25.4.1931 wurden für Spritzenfuhren mit dem Pferdegespann in der näheren Umgebung 5 Mark, in der weiteren Umgebung innerhalb der Gemeinde 10 Mark und für weitere Fahrten nach auswärts 15 Mark entschädigt.

Einladung des Brandinspektors zur Veldener und Vilsbiburger Winter-Kommandanten-Versammlung 1932
(Veldener Zeitung vom 4.1.1932)

Wie die Feuerwehr Frontenhausen in ihrer Chronik schreibt, wurde im Dritten Reich aus dem Kommandanten der Wehrführer und die Feuerwehr wurde als Untergliederung der Polizei eingestuft.

Danksagung der Brandleider für die Hilfe bei dem schweren Brandunglück 1932
(Veldener Zeitung vom 16.4.1932)

Obwohl es zur Einführung der Pflichtfeuerwehr kam, was bedeutete, dass alle Männer zwischen 18 und 55 Jahren beitreten mussten, war ein sinnvolles Handeln der Feuerwehr nicht mehr möglich, denn durch Freikauf und Parteimitgliedschaften schrumpfte die Zahl der Aktiven in Frontenhausen auf nur zehn Mann zusammen.

1941: Anschaffung eines Schaumlöschrohres in Adldorf

1953: Installation einer Sirene auf dem Adldorfer Schulhaus

1954: Anlässlich der 75-Jahr-Feier blickt die FFW Adldorf auf über 100 Brandeinsätze zurück. 76 Wehren und Vereine sind zu Gast. Für das Festmahl ist ein Mahlgeld von 2,50 DM fällig.

1954: Feier zum 75-jährigen Jubiläum der FFW Adldorf mit Fahnenmutter und Festdamen

Die Ausrüstung der Geisenhausener Feuerwehr um 1960
(Aufnahme Feuerwehr Geisenhausen)

1962 wird in Adldorf das Löschfahrzeug Opel Blitz LF 8 in Dienst gestellt.

1978 wird die alte Druckpumpe von 1833 restauriert.

1980: 100-jähriges Jubiläum der FFW Adldorf

100-Jahr-Feier in Adldorf mit Vorstand Ludwig Pleintinger und Gräfin Monica von Arco auf Valley

1985: Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Adldorf

1997 bekommen die Frontenhausener Feuerwehrleute neue Überdruckatemschutzgeräte (Auer BD 96).


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